Fünfundzwanzig

In ihrem Gedicht „Fünfundzwanzig“ schreibt Sophia Wichelhaus über die Orientierungslosigkeit, die sie zur Zeit ihrer Depression und Angststörung empfand.

Gedicht: Sophia Wichelhaus
Text und Fotos: Jana Reininger

Datum: 4. Juli 2022
Ich stehe in
meiner alten U-Station
(Karlsplatz)
und nehme
mein Antidepressivum —

kaltes Wasser,

kalte Zehen;

 

ich

hoffe.

 

Heute
ist mein Geburtstag;
meine Psychiaterin war
nicht

da, nur
ein welkes Blatt

Papier
an der Glastür:

Heute, 7. Februar 2022, bleibt
die Ordination geschlossen.

Sophia Wichelhaus ist 25 Jahre alt und studiert in Wien Psychologie. Mit 20 Jahren zog die gebürtige Salzburgerin nach Wien, weil es ihr am Land „immer zu eng und geradlinig” war. „Vor kurzem hat mich jemand gefragt, ob ich mich in Wien zuhause fühle. Da habe ich kurz überlegt und dann gesagt: Ja, eigentlich fühl ich mich zum ersten Mal irgendwo so richtig zuhause.”

Das Gedicht „Fünfundzwanzig” schrieb Sophia an ihrem Geburtstag, als sie gerade seit einer Woche wegen Depression und Angststörung auf Antidepressiva eingestellt war. Damals zeigten die Medikamente noch keine Wirkung und Sophia fühlte sich orientierungslos. Kurz darauf wurde es besser. „Ich habe alles gefunden, was ich finden musste, damit es mir besser ging”, erzählt die Studentin heute. „Ich wusste es nur zu dem Zeitpunkt noch nicht, weil ich da gerade erst begonnen habe, mir Hilfe zu suchen.”

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