Stadt des Zusammenhaltes
Text: Jana Reininger da Rosa
Fotos: Jana Reininger da Rosa
Es ist heiß in Chicago, als ich im vergangenen Sommer auf den Bus warte, der mich zu meinem Airbnb für die nächsten zwei Wochen bringen soll. Mein Shirt klebt auf meinem Rücken, der schwere Rucksack auf meinen Schultern macht die Hitze nicht besser. Meine Finger umgreifen fest den Griff meines Koffers. „Sei nicht alleine unterwegs”, habe ich zuhause in Wien oft gehört, wenn ich von meiner anstehenden Recherchereise nach Chicago erzählt habe, „pass auf dich auf”. Die Sätze haben sich in mein Gehirn gebrannt. Chicago gilt als eine der gefährlichsten Städte der USA, oftmals auch der ganzen Welt. Ich kenne den Ort in Illinois bislang nur von Serien wie Shameless oder The Chi, in denen Gewalt ein selbstverständlicher Teil des Alltags hier zu sein scheint.
Nervös mustere ich die Häuser, die an den Busbahnhof angrenzen, sehe ein Fast Food-Lokal und rote Backsteine. Die breiten Straßen sehen nach Vorstadt aus. Dann versuche ich die Gesichter der Menschen zu lesen, die neben mir auf Busse warten. Sieht hier jemand gefährlich aus? Eine junge Frau mit kurz geschnittenem Afro lächelt mich im Vorbeigehen an: „I love your outfit”, sagt sie und als sie verschwunden ist, versuche ich mein gerührtes Grinsen zu verstecken. In Wien, wo ich herkomme, teilen fremde Menschen auf der Straße nur selten nette Worte aus.