„Ich bin wütend“: Imoan
Der Rassismus, den Imoan alltäglich erlebt, verstärkt ihre Depressionen. Weiße Therapeut:innen scheinen davon nichts hören zu wollen.
Text: Imoan Kinshasa Foto: Guilherme Reininger da Rosa
Datum: 16. Juli 2024
An vielen Tagen bin ich wie gelähmt, starre von morgens bis abends an die Decke und denke nach. Meine Depressionen sind erdrückend und nehmen mich komplett ein. Es fällt mir oft schwer, das Haus zu verlassen, denn ich habe Angst, dass jemand etwas sagt oder tut, was mir dann wieder Wochenlang im Kopf herumgeistert. 2018 habe ich mir mein Problem zum ersten Mal eingestanden. Ich musste verarbeiten, dass auch ich zu den rund 730.000 Menschen gehöre, die Statistiken zufolge in Österreich an Depressionen leiden. Jetzt, so kommt es mir vor, ist die Erkrankung salonfähig geworden. In den Medien wird mehr über sie berichtet, mehr Menschen öffnen sich und haben absolut kein Problem damit zuzugeben, dass auch sie depressiv sind. Depression kennt keine Diskriminierung, dennoch wird sie durch die einzigartigen Herausforderungen, denen ich als Schwarze Frau gegenüberstehe, beeinflusst. Ich spüre den Druck, stark sein zu müssen, um nicht als schwach oder unfähig wahrgenommen zu werden. Diskriminierung verstärkt das Gefühl der Isolation und macht es schwieriger, um Hilfe zu bitten oder sich verstanden zu fühlen. Ende 2023 wurde eine Studie der EU zum Thema Rassismus veröffentlicht. Dort gaben rund 72 Prozent aller befragten Personen an, in den letzten fünf Jahren wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein.